Weihnachten in Zahlen Früher war mehr Lametta

Tannenbäume, Geschenke, Lebkuchen: Für den Handel ist die Zeit vor Weihnachten die wichtigste Verkaufszeit des Jahres. Wie entwickelt sich das Geschäft mit dem Christkind? Wir zeigen die Zahlen.

Coverbild für den Artikel Früher war mehr Lametta

Immer mehr Weihnachtsbäume

Sie stehen vor Kirchen und Rathäusern – und vor allem auch in Wohnzimmern und auf Balkonen. Für die meisten Deutschen gehört ein festlich geschmückter Weihnachtsbaum zum Fest.

Über einen geringen Absatz konnten sich die Weihnachtsbaumhändler in Deutschland noch nie beschweren. Seit Jahren steigen die Zahlen sogar noch. Im Jahr 2000 waren es bereits 24 Millionen verkaufte Tannen und Fichten.

Im vergangenen Jahr verkauften die Händler 29,5 Millionen Weihnachtsbäume. Auf zwei bis drei Personen kommt also ein Baum. Der Trend gehe zum Zweitbaum für Balkon oder Terrasse, heißt es vom Hauptverband der deutschen Holzindustrie, der die Verkaufszahlen erfasst. Außerdem gebe es mehr Singlehaushalte. Auch Städte und Einzelhandel würden zur Dekoration mehr Bäume bestellen.

2009 knackte der Weihnachtsbaumverkauf erstmals die 29-Millionen-Marke. Seit dem ist die Zahl in den vergangenen sieben Jahren um 500.000 Bäume gestiegen.

Fast jeder Haushalt in Deutschland stellt einen Weihnachtsbaum auf. 75 Prozent der Menschen kaufen eine Nordmanntanne. Geschmückt wird zumeist in rot, gold, braun und weiß. Und: „Natürliche Materialien haben in den letzten Jahren wieder an Bedeutung gewonnen“, sagt Thomas Grothkopp, Geschäftsführer des Handelsverbandes Koch- und Tischkultur. „Mehr noch als aufgesprühter Schnee ist Lametta out.“

Diesen Trend bestätigt auch die repräsentative Weihnachtsumfrage von RP ONLINE und Civey: 46,3 Prozent der Befragten gaben dabei an, dass es früher deutlich mehr oder eher mehr Lametta an ihrem Weihnachtsbaum gab. Bei 16 Prozent wurde weniger Lametta an den Baum gehängt als heute. 18,5 Prozent hatten früher erst gar keinen Weihnachtsbaum.

Logo Lebkuchenmann

Bäckereien produzieren weniger Weihnachtsgebäck

Zu keiner Zeit im Jahr stehen Plätzchen so hoch im Kurs wie in der Advents- und Weihnachtszeit. Aber wieviel Weihnachtsgebäck wird tatsächlich produziert?

Ein Lebkuchenplätzchen hier, eine Printe zum Kaffee, ein Stückchen Honigkuchen zwischendurch – Tausende Tonnen Weihnachtsgebäck landen Jahr für Jahr auf den Tellern.
1995 produzierten die Bäckereien in Deutschland 116.240 Tonnen – ein Rekordwert, den sie bisher nie wieder erreichten. Bis 2009 blieben es mehr als 100.000 Tonnen, die Menge sank aber fast jährlich.

Ein Negativ-Trend, der sich fortsetzt: 2016 produzierten die Bäckereien nur noch 73.310 Tonnen Weihnachtsgebäck. Das waren mehr als 7300 Tonnen weniger als noch 2015.

Niedriger war die Produktionsmenge zuletzt 1985. Damals stellten die Bäckereien 70.630 Tonnen Printen, Leb- und Honigkuchen her. 1965 waren es erst etwas mehr als halb so viele: 36.790 Tonnen.

900 Gramm von Bäckereien und Fabriken produzierte Weihnachtsplätzchen hat jeder Deutsche im vergangenen Jahr im Schnitt gegessen. Und auch in den heimischen Küchen wird vor Weihnachten fleißig gebacken. 30,4 Prozent der Deutschen wollen in diesem Jahr mehr Plätzchen selbst backen als zum vergangenen Weihnachtsfest. Das ergab unsere Weihnachtsumfrage. Nur 6,5 Prozent wollen dieses Jahr mehr Plätzchen kaufen. Allerdings gaben bei unserer Umfrage auch 20,8 Prozent an, gar keine Plätzchen zu essen.

Immer weniger Schokoweihnachtsmänner

Deutschland produziert immer weniger Weihnachtsmänner aus Schokolade für das Ausland.

Ab und zu ein kleines Stück oder direkt der ganze Schokomann – für diese süßen Momente produzieren deutsche Hersteller jährlich mehr als 140 Millionen Schokoweihnachtsmänner mit einem Standardgewicht von 100 Gramm.

Einen Teil der Weihnachtsmänner liefern die Schokoladenfabrikanten ins Ausland. Allerdings ist dieser Trend rückläufig: 2014 produzierten die deutschen Hersteller 146 Millionen Schokomänner.

2015 waren es nur noch 144 Millionen Weihnachtsmänner, im vergangenen Jahr nochmal zwei Millionen weniger. Beliebt sind die deutschen Weihnachtsmänner allerdings immer noch in England, Frankreich und Österreich.

Der Verkauf innerhalb von Deutschland liegt seit Jahren konstant bei 96 Millionen Stück, teilt der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie mit. Jeder Deutsche isst damit etwa 1,2 von den süßen Männern aus 100 Gramm Schokolade. Hinzu kommen die Kleineren oder Größeren, die nicht erfasst werden.

Weihnachtsgänse stehen fürs Essen hoch im Kurs

Gefüllt und gebraten landet sie hundertausendfach auf den Esstischen – die Gans ist ein beliebter Weihnachtsschmaus.

Wenn es um das Weihnachtsessen geht, dann gehört für viele Familien traditionell eine Gans auf den Tisch. Daher verwundert es nicht, dass die meisten Gänse in Deutschland zwischen Oktober und Dezember geschlachtet werden. 2010 wurden in diesem Quartal zum Beispiel 414.988 Gänse geschlachtet. In der Statistik nicht erfasst sind aus dem Ausland importierten Gänse.

Deutlich weniger Gänse wurden 2011 geschlachtet. In dem Jahr meldeten die Geflügelbetriebe 405.726 Schlachtungen an das Statistische Bundesamt – fast 10.000 (2,23 Prozent) weniger als im Vorjahr.

Das lag jedoch nicht an einer geringeren Nachfrage. Vielmehr legten die Gänse wegen des sehr warmen Wetters im Frühjahr nur wenige Eier. Im Sommer mussten zudem viele Tiere wegen einer Influenza notgeschlachtet werden, sagte Lorenz Eskildsen, Vorsitzender des Bundesverbandes bäuerlicher Gänsehaltung damals.

Schwankungen in diesem Größenbereich seien aber durchaus üblich, sagte eine Sprecherin des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft. 2012 wurden also wieder mehr Gänse geschlachtet. Die Nachfrage nach einem Gänsebraten zu Weihnachten steige zudem. Daher wurden 2013 fast 450.000 Tiere geschlachtet. Deutlich mehr als noch drei Jahre zuvor. Ein Jahr später waren es 466.914.

Inzwischen ist die Zahl der Schlachtungen im Winter wieder leicht rückläufig. Vergangenes Jahr schlachteten die deutschen Geflügelbetriebe und Züchter 461.843 Gänse. Auch für dieses Jahr prognostizieren Experten einen leichten Rückgang – weil durch die Vogelgrippe im Winter 2016 und Frühjahr 2017 nur wenige Küken geschlüpft seien.

Mehr Geld für Geschenke

Kleine und große Aufmerksamkeiten für Kinder, Freunde, Familie – seit Jahren steigen die Ausgaben für Weihnachtsgeschenke.

Weihnachtszeit ist Geschenkezeit. 2011 wollte jeder Deutsche im Durchschnitt 338,90 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben. Seitdem ist die Summe, die Deutsche pro Kopf für Geschenke ausgeben wollen, Jahr für Jahr gestiegen. 2012 gaben sie 362,9 Euro aus. Seit 2014 liegt der Betrag bei mehr als 400 Euro. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die das Institut für Empirie & Statistik (ifes) jedes Jahr im Herbst zu den Ausgaben der Deutschen durchführt.

Im vergangenen Jahr lagen die durchschnittlichen Ausgaben für Weihnachtsgeschenke demnach bei 477,10 Euro. Die Menschen gaben also fast 140 Euro mehr aus als noch fünf Jahre zuvor.

Die deutlich höheren Ausgaben für Geschenke begründet Oliver Gansser, Professor für allgemeine Betriebswirtschaftslehre, mit der europäischen Zinspolitik. Er führt die Umfrage zu den Weihnachtsausgaben für das ifes durch. „Die Menschen haben durch die niedrigen Zinsen das Gefühl, dass sich sparen nicht mehr lohnt“, sagt er. „Also geben sie das Geld lieber für Geschenke aus.“

Für dieses Jahr hat die Umfrage des ifes einen leichten Rückgang ergeben: 465,70 Euro wollen die Deutschen diesmal für Geschenke ausgeben. Gründe könnten Unsicherheit bei Themen wie Steuer-, oder Zinspolitik, Flüchtlinge und Weltpolitik sein, sagt Gansser.

Auch in einer repräsentativen Umfrage von RP ONLINE und dem Meinungsforschungsinstitut Civey haben 28,7 Prozent angegeben, dass sie weniger verschenken wollen als im vergangenen Jahr.

47,6 Prozent der Deutschen wollen demnach allerdings genauso viel verschenken wie sonst. 5,8 Prozent sogar mehr. 14,9 Prozent wollen zu Weihnachten gar keine Geschenke überreichen, drei Prozent sind sich unsicher.

Logo Mistelzweig
Credit:

Von Christina Rentmeister (Recherche, Text), Phil Ninh (Design) und Timm Goldbach (Programmierung)

RP ONLINE, 11.12.2017

Impressum, Datenschutzhinweise

Anzahl der verkauften Weihnachtsbäume in Deutschland Seit 2000 stieg die Anzahl der Weihnachtsbäume um 5,5 Millionen an. Animation Weihnachtsbäume in Zahlen Quelle: HDH
Rückläufiger Trend Die Produktion von Weihnachtsmännern ist seit 2014 jedes Jahr um 2 Millionen gesunken. Animation Weihnachtsmänner in Zahlen Quelle: Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI), Im Inland Absatz konstant bei 96 Mio, Zahlen beziehen sich auf eine Basis von 100g-Weihnachtsmännern
Deutsche geben mehr für Weihnachtsgeschenke aus Geplante Ausgaben für Weihnachtsgeschenke in Millionen. Animation Weihnachtsbäume in Zahlen Animation Weihnachtsbäume in Zahlen Quelle: HDE, Ifes Institut der FOM Hochschule; Erhebungszeitraum zwischen September und Oktober