Während die Aufklärungsquoten bei Körperverletzungen, Vergewaltigungen und sexuellen Nötigungen in den meisten Polizeibezirken bei 70 bis 100 Prozent liegen, werden schwere Diebstähle kaum aufgeklärt. Hier werden im besten Fall (Siegen-Wittgenstein) 26,5 Prozent aller Täter ermittelt, Düsseldorf ist mit 8,9 Prozent aufgeklärten schweren Diebstählen das Schlusslicht.
In 30 NRW-Städten hat die Zahl der Vergewaltigungen zugenommen. Beispielhaft für diesen Trend ist Viersen. Dort wurden 2017 32 Vergewaltigungen zur Anzeige gebracht. 2016 waren es acht, ein Anstieg um 300 Prozent. Auf 100.000 Einwohner kamen in Viersen 11,5 Fälle (2,9 im Jahr 2016).
Negativ-Spitzenreiter in dieser Statistik ist Gelsenkirchen: 103 Vergewaltigungen wurden im dortigen Polizeibezirk im vergangenen Jahr angezeigt. 2016 waren es 39. Auf 100.000 Einwohner kamen 2017 also 39,3 Fälle (14,9 im Jahr 2016). Damit liegt Gelsenkirchen deutlich vor Köln mit 22,9 Vergewaltigungen pro 100.000 Einwohner. Dortmund kommt auf 21,2 Fälle pro 100.000 Einwohner. In Köln ist die Zahl der Vergewaltigungen gegenüber 2016 gegen den NRW-Trend gesunken. Das hängt auch mit der hohen Zahl der angezeigten Vergewaltigungen nach der Silvesternacht 2015/2016 in Köln zusammen.
Auf 100.000 Einwohner kamen im Jahr 2016 noch 19 sexuelle Nötigungen in Düsseldorf. Das waren 117 Fälle insgesamt. Ein Jahr später war es nur noch ein Bruchteil davon: Sechs Fälle sexueller Nötigung wurden in der Landeshauptstadt angezeigt; einer pro 100.000 Einwohner. Auch in Köln ist die Zahl deutlich gesunken: von 13,2 pro 100.000 Einwohner auf 4,5.
Noch 2015 war der Kreis Wesel in Sachen Körperverletzungen ein ruhiges Pflaster, seitdem stiegen die Anzeigen von 618 auf 1002 im vergangenen Jahr. Und auch 2017 bleibt der Wert hoch, 970 Fälle sind der Polizei bekannt. Damit liegt der Kreis mittlerweile vor Städten wie Düsseldorf, Essen und Aachen und damit auf Platz drei der Polizeibezirke mit den meisten Körperverletzungen je 100.000 Einwohner. Nur in Köln und Dortmund wurden im Verhältnis zur Einwohnerzahl mehr Menschen durch Gewalttaten verletzt.
Bochum, Hamm, Gelsenkirchen – sie alle haben gemeinsam, dass sich die Zahl der Wohnungseinbrüche seit 2015 nahezu halbiert hat. Ein ähnlicher Trend zeichnet sich für ganz NRW ab – nur im Bezirk Lippe und im Rhein-Sieg-Kreis gab es 2017 mehr Einbrüche als im Vorjahr. Unter den Top-Städten bei den meisten Einbrüchen sind vor allem grenznahe Bezirke wie Wesel (Platz zwei/299,6 Fälle je 100.000 Einwohner), Mönchengladbach (Platz sieben/ 176,1 Fälle je 100.000 Einwohner) und die Städteregion Aachen (Platz zehn/264,4 Fälle je 100.000 Einwohner). In ländlichen Gebieten wie dem Hochsauerlandkreis ist die Zahl der Einbrüche deutlich geringer und liegt teilweise bei unter 100 Fällen pro 100.000 Einwohner.
In Hagen hat die Zahl der Raub-Fälle gegenüber 2016 deutlich zugenommen - gegen den NRW-Trend. In den meisten Städten sind die Zahlen gesunken. Höher als in Hagen war der Anstieg nur in Lippe, um 39 Prozent (Platz 31). Im Städtevergleich rangiert der Polizeibezirk Hagen nun auf Rang drei - mit 104 Fällen pro 100.000 Einwohner. Davor liegen Köln und Dortmund. Dort sind die Zahlen jeweils gesunken.
34,4 Taschendiebstähle pro 100.000 Einwohner wurden im vergangenen Jahr im Oberbergischen Kreis angezeigt. Das ist die niedrigste Zahl in ganz NRW. Gleichzeitig ging die Zahl auch noch um deutliche 36,9 Prozent zurück. Insgesamt erfasste die Polizei rund um Gummersbach 94 Fälle, Düsseldorf kam im selben Zeitraum auf 5850 Anzeigen, im Rhein-Kreis Neuss waren es 429.
In den meisten Polizeibezirken in NRW ist die Zahl der schweren Diebstähle seit 2015 gesunken. Als schweren Diebstahl definiert das deutsche Recht einen Diebstahl, bei dem die hilflose Situation einer Person ausgenutzt wird oder eine Sache gestohlen wird, die speziell dagegen gesichert war - zum Beispiel durch ein Schloss oder einen Tresor.
In Dortmund ist der Rückgang bei den schweren Diebstählen besonders deutlich: 2015 kamen auf 100.000 Einwohner noch 3100 Fälle, 2017 waren es nur noch 1752. Mit diesem Wert liegt Dortmund (Platz acht) aber immer noch in den Top 10 der Städte mit den meisten schweren Diebstählen.
In 19 von 47 Polizeibezirken in NRW sind im vergangenen Jahr alle angezeigten sexuellen Nötigungen aufgeklärt worden – darunter Wesel, der Rhein-Kreis-Neuss, Mettmann und Viersen. Auch in Gelsenkirchen liegt die Aufklärungsquote bei 100 Prozent. Die meisten dieser 19 erfolgreichsten Bezirke liegen im ländlichen Gebiet.
Die Aufklärung von Taschendiebstählen stagniert seit Jahren. Bei mehr als der Hälfte aller Polizeibezirke lag die Aufklärungsquote im Jahr 2017 bei weniger als sechs Prozent. In Höxter wurde kein einziger Taschendiebstahl geklärt. Die meisten Taschendiebe wurden in Münster gefasst: 13,23 Prozent aller angezeigten Fälle.◼
Jedes Jahr veröffentlich die Polizei NRW eine Kriminalstatistik mit allen zur Anzeige gebrachten Straftaten. Um die Entwicklung in verschiedenen Kriminalbereichen darzustellen, haben wir beim Landeskriminalamt die Fallzahlen für ausgewählte Delikte für jeden Polizeibezirk in NRW abgefragt.
Damit die Zahlen für jeden Bezirk vergleichbar sind, haben wir die absoluten Fallzahlen jedes Polizeibezirks auf je 100.000 Einwohner umgerechnet. Bedeutet: Die Farbverlauf der Karte orientieren sich den der Anzahl der Fälle pro 100.000 Einwohner in jedem Bezirk, je dunkler ein Bezirk, desto mehr Straftaten wurden erfasst.
Die Daten, die unserer Karte und Analyse zu Grunde liegen, finden Sie hier.
Haben Sie Anmerkungen oder einen Fehler entdeckt? Wir freuen uns über Ihre Mail.
RP ONLINE, 16.11.2024