198 Fahrer, 300 Mitarbeiter, mehr als 1000 Rennräder – mit diesem Tross fahren die 22 Teams in den kommenden Tagen bei der Tour de France von Etappe zu Etappe. Aber wie erfolgreich waren die Teams in der Vergangenheit bei der Tour? Und was haben sie so alles an Bord, um die Fahrer zu versorgen? Wir stellen Ihnen die Teams vor, die am Samstag beim Grand Départ in Düsseldorf an den Start gehen.
Wenn am Samstag um 15.15 Uhr der erste Fahrer an der Düsseldorfer Messe beim Einzelzeitfahren von der Rampe fährt, dann geht für 22 Rennrad-Teams aus der ganzen Welt der Kampf um Trikots, Punkte und Etappen-Siege bei der traditionsreichen Tour de France los. Auch 16 Fahrer aus Deutschland sind dabei. Rund 12 Millionen Zuschauer erwartet der Veranstalter insgesamt an den Straßenrändern. 2000 Journalisten aus der ganzen Welt sind akkreditiert, um für 301 Zeitungen, 94 Fernsehsender und 68 Radiostationen von der Sportveranstaltung zu berichten. In 190 Ländern wird das Rennen übertragen.
Favorit auf den Sieg bei der 1. Etappe ist ein Deutscher: Tony Martin. Der Zeitfahrspezialist aus dem schweizerischen Team Katusha-Alpecin will auf heimischem Boden gleich seine Ansprüche auf eine Führungsposition bei der Tour deutlich machen.
Vorne mitfahren wollen bei der 104. Auflage der Tour de France auch zwei deutsche Teams: Bora-Hansgrohe und Team Sunweb (früher Giant Alpecin). Während Bora-Hansgrohe erst zum zweiten Mal bei der Tour de France an den Start geht, hat Sunweb schon eine längere Vergangenheit.
Bisher hat das 2005 gegründete Team, das in den vergangenen beiden Jahren noch unter dem Sponsorennamen Giant Alpecin gefahren ist, in seiner Tour-Geschichte elf Etappensiege geholt. Seinen Sitz hat das deutsche Team im niederländischen Deventer.
Hier können Sie sich anschauen, woher die 22 Teams der Tour de France kommen und wann sie gegründet wurden:
Mit dem Australier Michael Matthews und seinem Anfahrer Nikias Arndt (Deutschland) setzt Sunweb auch diesmal vor allem auf Etappensiege. Aber auch in der Bergwertung rechnet sich das deutsche Team Chancen auf einige Tage im rotgepunkteten Trikot aus. Das trägt bei jeder Etappe der Fahrer, der bis dahin die meisten Punkte in den Bergwertungen geholt hat.
Mit Warren Barguil (Frankreich) hat das Team einen guten Bergfahrer im Team. Hinzu kommt der deutsche Simon Geschke, der vor zwei Jahren die Bergetappe von Digne-les-Bains nach Pra-Loup gewonnen hat. Sie gilt als eine der schweren Bergetappen der Tour.
Für das Team von Bora-Hansgrohe geht es ab der zweiten Etappe, von Düsseldorf nach Lüttich, um das Grüne Trikot des besten Sprinters. Das noch junge Team hat um die Brüder Peter und Juraj Sagan sowie den starken Bergfahrer und polnischen Meister und Team-Kapitän Rafal Majka eine starke Mannschaft zusammengestellt – und hat große Ziele.
Majak ist Boras Fahrer für die Gesamtwertung. Einer seiner Helfer ist der deutsche Emanuel Buchmann, der als Allrounder aber auch selbst gute Aussichten auf eine vordere Gesamtplatzierung hat.
Die Mannschaft, zu der mit Marcus Burghardt und Rüdiger Selig noch zwei weitere deutsche Fahrer gehören, wird aber vor allem alles daran setzten, ihren Straßenweltmeister Peter Sagan in den Sprints an die Spitze zu bringen.
Der Slowake hat bereits in den vergangenen fünf Jahren das Grüne Trikot auf dem Siegertreppchen in Paris übergezogen. Zudem kann der 27-Jährige sieben Etappensiege vorweisen. Dieses Jahr will er zum sechsten Mal in Folge bester Sprinter werden.
Für Bora wäre es im zweiten Jahr bei der Tour de France der erste Sieg in einer Wertungskategorie. Dafür muss sich Sagan allerdings auch gegen den deutschen Marcel Kittel durchsetzen. Er zählt ebenfalls zu den Favoriten auf das Grüne Trikot. Es wäre der zweite Sieg für das Quick-Step-Team in dieser Nebenwertung der Tour.
Neben Stars wie Martin oder Kittel starten 14 weitere deutsche Radsportler bei der Tour. Für Katusha-Alpecin fährt etwa Rick Zabel. Der 23-jährige Sohn von Sprint-Legende Erik Zabel gibt sein Tour-Debüt und ist Anfahrer für den norwegischen Sprinter Alexander Kristoff. Der elfmalige Etappensieger André Greipel aus Castrop-Rauxel startet für das Team Lotto Soudal.
John Degenkolb fährt für Trek-Segafredo. Der 28-Jährige hofft auf Sprintsiege im ansteigenden Terrain. Vor allem wird der Deutsche aber im Dienst von Trek-Kapitän Alberto Contador fahren, der die Tour gewinnen will.
Hier finden Sie alle deutschen Tour-Fahrer:
Klarer Favorit auf das Gelbe Trikot ist aber auch in diesem Jahr Christopher Froome vom britischen Team Sky. Er hat bereits 2013, 2015 und 2016 das Gelbe Trikot des Gesamtsiegers gewonnen. Insgesamt kann sein Team vier Gesamtsiege bei der Tour de France verbuchen.
In der Rangliste der in diesem Jahr startenden Teams liegt Sky damit auf Platz zwei. Mehr Gesamtsiege hat lediglich das Movistar-Team mit sieben Gelben Trikots. Und auch in diesem Jahr hat Movistar einen Favoriten im Rennen: den Kolumbianer Nairo Quintana, einen starken Berg- und Gesamtklassmentfahrer.
18 der 22 startenden Teams konnten noch nie mit einem ihrer Fahrer die Gesamtwertung gewinnen. Ohne Etappensiege verbleiben hingegen nur die beiden Wildcard-Teams Fortuneo-Vital Concept und Wanty Groupe Gobert sowie Bora–Hansgrohe (2. Tour-Teilnahme) und Bahrain–Merida (1. Teilnahme).
Über eine der fünf Nebenwertungen konnten immerhin 15 der 22 Teams mindestens einmal nach der letzten Etappe in Paris jubeln. Lotto Soudal führt die Liste der Sieger in der Teamwertung (vier Siege) ebenso an, wie die der Grünen Trikots (drei Siege). Der beste Nachwuchsfahrer kam bereits fünfmal aus dem Team Movistar. Der kämpferischste Fahrer dreimal aus dem französischen Team AG2R La Mondiale.
Welche Teams in den Tour-Wertungen bereits gewinnen konnten, sehen Sie in unserer Grafik. Klicken Sie sich hier durch die verschiedenen Kategorien:
Um ihren Fahrern die bestmögliche Ausgangsposition zu ermöglichen, überlassen die Teams nichts dem Zufall. Alle Teams zusammen bringen 300 Mitarbeiter mit zur Tour. Darunter Mechaniker, Physiotherapeuten, Ärzte und Köche. Noch länger als die Personalliste der Teams ist die mit dem Material.
Von Schrauben über Helme und Sponsorenkappen bis hin zu Kuchen, Powerriegeln, Sojamilch und Obst wird alles in die Tour-Trucks gepackt, was die Sportler und ihre Räder im Laufe der drei Wochen brauchen könnten.
Jedes Team hat fünf bis sechs Fahrräder pro Fahrer dabei. Die Trikots werden hingegen in der Regel gewaschen und wieder benutzt. Dennoch nehmen die Fahrer drei bis fünf Trikots für die Tour de France mit.
Besonders wichtig ist die Verpflegung der Sportler. Je nach Etappe verbrennen sie bis zu 15.000 Kilokalorien. Die müssen zumindest teilweise schon während der Etappe wieder aufgefüllt werden. Daher sind Powerriegel und –gels inzwischen einer der wichtigsten Punkte auf dem „Einkaufszettel“ der Teams. Die Mengen, die die Teams davon mit zur Tour de France nehmen, unterscheiden sich dabei nur geringfügig, wie ein Vergleich einiger großer (Sky und Bora-Hansgrohe)und kleiner (Wanty)Teams zeigt:
Das BMC Racing Team nimmt etwa nach eigenen Angaben 1350 Müsli-, Frucht-, und Energieriegel sowie 1200 Powerbar-Renngels mit, die die Athleten auf dem Rad essen können. Getränke werden während der Fahrt und im Ziel in einer der 3000 Trinkflaschen gereicht. Aber auch 1200 Kuchen, 20 Früchte pro Tag oder 60 Liter Sojamilch hat BMC vorrätig:
Um gut auf den Renntag vorbereitet zu sein, essen einige Radsportler schon zum Frühstück Reis oder Nudeln. Auch Porridge, Müsli und Omelett seien morgens beliebt, sagt eine Sprecherin des Teams Bora-Hansgrohe.
„Nach dem Rennen nehmen die Fahrer im Bus Recovery Food zu sich. Das besteht meist aus Reis und Huhn oder Nudeln. Zum Abendessen gibt es dann je nachdem Fisch, Fleisch, Reis, Süßkartoffeln, Quinoa, Couscous und als Abschluss meist glutenfreie Desserts und Quark mit Obst“, sagt die Bora-Sprecherin.
Nicht nur die Athleten, auch die Rennräder müssen gut umsorgt werden. Die Radmechaniker haben zig Schrauben, Bremsscheiben, Räder, Schläuche und Sattel dabei.
Das Team BMC benötigt für seine neun Tour-Fahrer etwa 50 Rollen Lenkradband. Das wickeln die Fahrer um ihre Lenkräder, um den bestmöglichen Griff und eine gute Haftung zu haben. So werden nicht nur die Fahrer schon im Zielraum wieder fit für den nächsten Tag gemacht, sondern auch die Räder.
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RP ONLINE, 26.04.2025