Landtagswahl NRW

Das Ruhrgebiet ist eine Hochburg der SPD - und der AfD

Die SPD liegt trotz Verlusten in vielen Ruhrgebiet-Städten vorne. Aber auch die AfD-Hochburgen liegen im Ruhrgebiet.

Von Helene Pawlitzki, Christina Rentmeister und Phil Ninh

Das Ruhrgebiet ist weiter eine Hochburg der SPD – aber die AfD macht ihr in den strukturschwachen Wahlkreisen zunehmend Konkurrenz.

So ist auffällig, dass auch die AfD ihre besten Ergebnisse im Pott holte. In Kommunen wie Duisburg, Essen oder Herne holte die AfD deutlich zweistellige Werte. Ihre besten Zweitstimmen-Ergebnisse mit 15,2 Prozent bekam die Alternative für Deutschland in Gelsenkirchen II und I (15,2 bzw. 14,1 Prozent).


Hier holte der Direktkandidat Friedhelm Rikowski in einigen Stimmbezirken auch enorm hohe Werte bei den Erststimmen von über 20 Prozent. Dem SPD-Kandidaten Sebastian Watermeier konnte der 61-Jährige Verwaltungsbeamte damit nicht gefährlich werden, dieser erhielt in den Stimmbezirken jeweils etwa doppelt so viele Stimmen. Auffällig ist aber auch, dass es in diesen Stimmbezirken eine unterdurchschnittliche Wahlbeteiligung von teils unter 40 Prozent gab. Im Vorfeld hatten viele Aktivisten und Institutionen gewarnt, dass eine geringe Wahlbeteiligung der AfD in die Hände spielen könnte.

Schaut man ansonsten auf die Ergebnisse des Abends (Stand: vorläufiges amtliches Endergebnis, laut Angaben des Landeswahlleiters NRW), wird deutlich: Die Wähler folgten bei den klassischen regionalen Tendenzen – eher links in den Universitäts-Städten wie Köln, Bielefeld und Dortmund, eher konservativ auf dem Land. Die CDU gewann 72 der 128 Direktmandate, die SPD den Rest (56).


Die Sozialdemokraten holten im Ruhrgebiet die besten Ergebnisse. Fast alle SPD-Direktmandate gewannen Kandidaten aus dem nördlichen Ruhrgebiet zwischen Hamm im Osten und Oberhausen im Westen. Hier fuhr die SPD auch ihre besten Zweitstimmenergebnisse ein - obwohl sie auch in ihrem Stammgebieten im Ruhrgebiet teilweise deutliche Verluste hinnehmen mussten.

Deutliche verloren haben die Sozialdemokraten zum Beispiel im Wahlkreis Herne I. Dort holte die SPD 11,1 Prozentpunkte weniger als noch 2012. Im Wahlkreis Dortmund III waren es diesmal statt 49,4 Prozent der Zweitstimmen 39,4 Prozent. Im Wahlkreis von NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD), Duisburg III, verloren die Sozialdemokraten sogar 14,8 Prozentpunkte gegenüber der vergangenen Landtagswahl.

Herbe Verluste für die SPD auch in ihren Hochburgen

Die meisten Zweitstimmen erhielten die Sozialdemokraten im Wahlkreis Unna III/Hamm II, ganz im Nordosten des Ruhrgebiets: fast 45 Prozent. Bei der Wahl 2012 waren es noch 10,4 Prozentpunkte mehr (54,9 Prozent).An einer Fortsetzung der rot-grünen Koalition hatten die Menschen in diesem Wahlkreis allerdings kein Interesse: Weniger als fünf Prozent gaben den Grünen ihre Stimme. Ginge es nach den Wählern in Unna III/Hamm II, kämen neben der SPD nur CDU (23,3 Prozent), AfD (8,8 Prozent) und FDP (8,4 Prozent) in den Landtag.


Die CDU schnitt im Münsterland und am Niederrhein sowie im Sieger- und Sauerland und in Ostwestfalen besonders gut ab. Ihr bestes Ergebnis erhielt sie in Olpe, wo der Direktkandidat mit deutlichen 54,7 Prozent gewann. Auch bei den Zweitstimmen bekam die CDU fast 50 Prozent. Das sind über sechs Prozentpunkte mehr als 2012. Auch im ländlichen Kreis Borken konnte die CDU ihre Vormachtstellung behaupten und erhielt im Wahlkreis Borken II 48,8 Prozent und in Borken I 45,4 Prozent der Zweitstimmen. Im Wahlkreis Coesfeld I - Borken III kam die CDU auf 46,7 Prozent.


Grüne Hochburgen sind weiter die Studentenstädte Köln, Münster und Bielefeld, wo die Partei jeweils knapp über 13 Prozent erhielt. Im Wahlkreis Köln III holten die Grünen sogar 16,6 Prozent. Ebenfalls stark waren die Grünen in Bonn I (12,1 Prozent) und Düsseldorf I bis III (7,5/8,4/10,1 Prozent). Doch auch in den Wahlkreisen, wo sie gut abschnitten, verloren die Grünen gegenüber 2012 jeweils mehrere Prozentpunkte. So sackten sie in Münster I von 20 auf 13,1 Prozent ab.


Die Liberalen erhielten auffällig viele Zweitstimmen in der Rheinschiene zwischen Bonn II (17,5 Prozent) über Düsseldorf I (19,7 Prozent), den Rhein-Neuss-Kreis III (19,9 Prozent) und Viersen II (16 Prozent). Auch in Köln II kam die FDP mit ihrem Spitzenkandidaten Christian Lindner auf 18,4 Prozent. Sie schnitt zudem im Rhein-Sieg-Kreis und in Mettmann gut ab.


Stark war die Linke, ähnlich wie die Grünen, vor allem in Städten mit vielen Studierenden. Im Wahlkreis Köln III kam sie auf immerhin 12,1 Prozent. In Bielefeld I erreichte die Partei 11,9 Prozent - dort ist die Linke traditionell stark. In Dortmund und Bochum kamen die Linken nicht auf zweistellige Werte bei den Zweitstimmen.

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Von Helene Pawlitzki (Text), Christina Rentmeister (Recherche und Text), Phil Ninh (Design und Programmierung)

Speziellen Dank auch an phihochzwei (Programmierung)


RP ONLINE, 17.04.2024

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