Landtagswahl NRW

SPD gewinnt bei jungen Wählern, AfD bei Arbeitern besonders stark

Wie haben die verschiedenen Bevölkerungsgruppen abgestimmt? Wir zeigen die Ergebnisse.

Von Helene Pawlitzki, Christina Rentmeister und Phil Ninh

Wie haben die Wähler nach Altersgruppen abgestimmt? Menschen in der Lebensmitte (zwischen 45 und 59) haben sich am deutlichsten von der bisherigen Regierungspartei SPD ab- und der CDU zugewandt. Das ergibt sich aus der Auswertung von Infratest dimap zu den Stimmenanteilen nach Altersgruppen. Die FDP und die AfD gewannen dagegen vor allem bei jungen und jüngeren Wählern.

Dabei heißt es ja eigentlich: Wer jung ist und nicht links wählt, hat kein Herz. Erstwähler haben das teilweise berücksichtigt und am häufigsten der SPD ihre Stimme geschenkt (26 Prozent). 2012 waren es allerdings noch 29 Prozent gewesen. Die größten Gewinner bei den Erstwählern waren FDP (plus sieben Prozentpunkte) und CDU (plus sechs). Die Piraten fielen steil von 17 Prozent (2012) auf drei. Die Grünen verloren ebenfalls stark: minus acht Prozentpunkte. Sechs Prozent aller Erstwähler stiegen mit der AfD ein.

Die SPD verlor bei allen Altersgruppen, bei den 45- bis 59-Jährigen aber am stärksten mit zehn Prozentpunkten gegenüber 2012. Auch die Wähler über 60 straften die Sozialdemokraten ab. Trotzdem fuhr die SPD in diesen Altersgruppen ihre größten Erfolge ein.

Die CDU dagegen gewann in allen Altersgruppen, vor allem bei den Wählern in der Lebensmitte. Ein deutlicher Trend: Je älter die Wähler, desto eher wählten sie konservativ. Das beste Ergebnis (46 Prozent) erzielte die CDU bei Menschen über 70.

Genau andersherum ist es bei den Grünen: Je jünger der Wähler, desto wahrscheinlicher machte er sein Kreuz bei Grün. Insgesamt verloren die Grünen aber quer durch alle Altersgruppen. Besonders enttäuscht waren offenbar die Wähler zwischen 35 und 44 Jahren (minus acht Prozentpunkte).

Die FDP konnte Wähler quer durch alle Altersgruppen gleich viel von sich überzeugen, sie erhielt überall zwischen 12 und 14 Prozent. Besonders stark gewann sie aber gegenüber 2012 bei den jüngsten Wählern zwischen 18 und 24. Hier erhielt sie 14 Prozent (2012: sieben Prozent).

Der AfD besonders zugetan waren Wähler in der Lebensmitte, zwischen 25 und 59 Jahren, mit neun bis zehn Prozent. Ältere Wähler konnten sich offenbar für diese neue Partei nicht erwärmen: Sechs Prozent der Menschen zwischen 60 und 69, drei Prozent der Wähler über 70 stimmten für die AfD.

So haben die Wähler nach Bildungsgrad abgestimmt

Ihren Einzug in den NRW-Landtag verdankt die AfD besonders Menschen mit geringerem Bildungsgrad. Das ist eines der Ergebnisse, das man aus den Daten der Forschungsgruppe Wahlen ablesen kann. FDP und Grüne erhielten ihre Stimmen dagegen vor allem von Akademikern.

Bei den SPD-Wählern spielte der Bildungsgrad eine verhältnismäßig kleine Rolle: In allen vier Gruppen (Hauptschulabschluss, mittlere Reife, Abitur und Hochschulabschluss) wählten etwa ein Drittel der Wahlberechtigen sozialdemokratisch.

Ähnlich war es bei der CDU, wobei für sie etwas mehr Abiturienten und Hauptschulabsolventen (39 Prozent beziehungsweise 37 Prozent) ihre Stimme abgaben. Bei Linken und Piraten war die Verteilung auf Niedrigniveau, aber ebenfalls konstant quer durch die Bildungsgruppen.

Deutlich ist die Verteilung bei den Grünen: Je höher der Bildungsgrad, desto eher wählten die Menschen grün. Bei den Hochschulabsolventen waren es elf Prozent. Ähnlich ist es bei den Liberalen, für die sich 18 Prozent der Akademiker entschieden.

Die Alternative für Deutschland war es dagegen umgekehrt: Je höher der Bildungsgrad, desto weniger waren die Menschen bereit, der AfD ihre Stimme zu geben. Neun Prozent der Hauptschul-Absolventen wählten sie, zehn Prozent der Menschen mit mittlerer Reife, aber nur fünf Prozent der Abiturienten und nur zwei Prozent der Akademiker.

So haben die Wähler nach Berufsgruppen gewählt

Die CDU verdankt ihren Wahlerfolg in NRW 2017 besonders Angestellten, Selbstständigen und Rentnern, die deutlich häufiger konservativ wählten als noch 2012. Die SPD dagegen verlor stark bei ihrer Kernklientel, den Arbeitern und Angestellten. Auch die Rentner straften die Sozialdemokraten stark ab. Das zeigen die Zahlen von Infratest dimap.

Die SPD verlor demnach bei allen Berufsgruppen, außer bei den Arbeitslosen, wo sie seit 2012 vier Prozentpunkte gewann (von 34 auf 38 Prozent). Besonders groß ist der Unterschied bei den Rentnern, die nur noch zu 34 Prozent SPD wählten. 2012 waren es noch 46 Prozent gewesen. Aber auch bei den Arbeitern und Angestellten verloren die Sozialdemokraten stark - jeweils sieben Prozentpunkte.

Die CDU gewann bei allen Gruppen gegenüber 2012, besonders stark bei den Selbstständigen (elf Prozentpunkte gegenüber 2012), den Rentnern (acht) und den Angestellten (sieben). 42 Prozent der Rentner wählten konservativ, analog zum starken Ergebnis in der Altersgruppe der Über-60-Jährigen. Interessant ist auch das Ergebnis der AfD, die die meisten Stimmen von Arbeitslosen und Arbeitern erhielt (zwölf beziehungsweise 17 Prozent), aber in allen anderen Gruppen einstellig blieb. Damit schnitt sie nicht nur insgesamt, sondern auch in der roten Kernklientel stärker ab als die Linkspartei. Offenbar wird die Alternative für Deutschland von vielen als „Partei des kleinen Mannes“ wahrgenommen.

Schaut man die Berufsgruppen isoliert voneinander an, zeigt sich: Die SPD ist weiter die bevorzugte Partei der Arbeiter, 34 Prozent wählten sozialdemokratisch. Auf dem zweiten und dritten Platz landeten die CDU (24 Prozent) und die AfD (17 Prozent), die von keiner anderen Gruppe mehr Stimmen erhielt. Angestellte wählten dagegen zu je etwa 30 Prozent SPD und CDU und schenkten ansonsten zu 12 Prozent der FDP ihre Stimme.

Die Liberalen verstehen sich als Partei der Selbstständigen. Allerdings lag die FDP bei dieser Berufsgruppe mit 21 Prozent in etwa gleichauf mit der SPD (19 Prozent). Die größte Gruppe der Selbstständigen (37 Prozent) wählten CDU. Dazu, wie erfolgreich die Grünen bei den Selbstständigen waren, gibt es etwas widersprüchliche Zahlen: Laut Infratest dimap wählten 10 Prozent von ihnen grün, damit wären sie die stärkste Gruppe unter den Grünen-Wählern. Die Forschungsgruppe Wahlen hat dagegen nur fünf Prozent ermittelt und geht davon aus, dass die Grünen ihre diesmal eher bescheidenen Erfolge vor allem bei Angestellten und Beamten einfährt.

Rentner wählten konservativ (42 Prozent), sozialdemokratisch (34 Prozent) und liberal (13 Prozent), mit allen anderen Parteien konnten sie nur im niedrigen einstelligen Bereich etwas anfangen. Der SPD blieben die Arbeitslosen treu: 38 Prozent wählten sozialdemokratisch. 19 Prozent stimmten für die CDU.

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Von Helene Pawlitzki (Text), Christina Rentmeister (Recherche und Text), Phil Ninh (Design und Programmierung)

Speziellen Dank auch an phihochzwei (Programmierung)


RP ONLINE, 22.04.2024

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